Der Wermut ist Vielen ausschließlich als bitterer Aperitif bekannt (Martini!). Welche Heilwirkungen die darin enthaltene Pflanze hat, ist heute wenig bekannt. Der Echte Wermut findet sich auf unseren Äckern kaum noch, dafür aber umso mehr sein naher Verwandter der gemeine Beifuß. Auch er hat Heilwirkung und darf ersatzweise in den Würzstrauch hinein.
Wermut ist eine der bittersten Pflanzen - absinthium bedeutet »ohne Süße« - mit einer wohltuenden Wirkung auf das Verdauungssystem, besonders auf den Magen und die Gallenblase. Die Arznei wird in kleinen Schlucken getrunken, wobei der bittere Geschmack einen Großteil der therapeutischen Wirkung ausmacht. Die Pflanze war früher einer der wichtigsten Aromastoffe für Vermouth-Getränke.
Der Wermut ist in Europa heimisch, wo er an Wegrändern und auf Ödland wächst. Heute kommt er auch in Zentralasien und im Osten der USA wildwachsend vor; außerdem wird er weltweit in gemäßigten Regionen kultiviert. Wermut wird im Frühjahr durch Samen oder im Herbst durch Teilung der Wurzeln vermehrt. Die Sproßteile werden im Spätsommer geerntet.
Ätherisches Öl mit Sesquiterpen- lactonen (Artabsin, Anabsinthin), Thujon, Azulen, Flavonoide, Phenolcarbonsäuren, Lignane
Aromatisches Bittermittel, regt Gallensekretion an, entzündungshemmend, Wurmmittel, lindert Magenschmerzen, mildes Antidepressivum.
Um 1970 durchgeführte Untersuchungen bestätigten, daß verschiedene Bestandteile der Pflanze zu ihrer therapeutischen Wirkung beitragen. Viele sind so bitter, daß sie die Bitterrezeptoren der Geschmacksknospen auf der Zunge aktivieren, die wiederum die Sekretion bestimmten Magen- und anderer Verdauungssäfte anregen.
Nach einer Untersuchung in Pakistan (1995) hat Wermut eine leberschützende Wirkung, die auf eine Hemmung bestimmter Stoffwechselenzyme in der Leber zurückgeht.
Aus Wermut läßt sich Absinth herstellen, ein süchtigmachendes und toxisches Getränk, das im 19. Jahrhundert in Frankreich beliebt war. Absinth, der heute verboten ist, enthielt als Geschmacksstoff das an Thujon reiche ätherisches Öl des Wermut. Thujon ist ein nervenstimulierendes Mittel, das in kleinen Mengen ungefährlich ist, in größeren dagegen giftig.
Wermut ist besonders wertvoll für Menschen mit schlechter Verdauung. Er steigert die Magensäure- und Gallenproduktion und stärkt so die Verdauung und die Aufnahme von Nährstoffen. Eine regelmäßige Anwendung von Wermuttinktur lindert Blähungen, stärkt die Verdauung und verhilft dem Körper nach einer Krankheit wieder zu Vitalität.
Der Wermut ist ein traditionelles, aber nur eingeschränkt wirksames Wurmmittel.
Wermut ist ein gutes Insektenvernichtungs- und Insektenschutzmittel.
Seine entzündungshemmende Wirkung macht ihn zu einem guten Mittel gegen Infektionen; gelegentlich wird er auch als Antidepressivum angewendet.
Nur unter ärztlicher Aufsicht, in kleinen Mengen, normalerweise nicht länger als 4 bis 5 Wochen und nicht während der Schwangerschaft anwenden.
aus Wermut und anderen Krautern als Verdauungsmittel anwenden.
wendet man bei Ernährungsproblemen an, z. B. Anämie.
Aromatische, bis zu l m hohe, mehrjährige Pflanze mit dunkelgrünen, stark gefiederten Blättern und zahlreichen Rispen aus kleinen rötlichen oder gelben Blütenköpfchen.
Kommt in den gemäßigten Regionen der nördlichen Hemisphäre vor, wächst auf Ödland und in Gebüschen. Die Vermehrung erfolgt durch Teilung im Herbst und im Frühjahr. Gesammelt wird er direkt vor der Blüte im Spätsommer.
Blätter, Wurzel.
Enthält ätherische Öle (hauptsächlich Caryophyllene), ein Sesquiterpenlacton, Flavonoide, Cumarinderivate und Triterpene.
Der Beifuß wird in Europa und Asien schon sehr lange verwendet. So sollen bereits römische Zenturios ihre Sandalen damit ausgelegt haben, um die Fußsohlen gesund zu erhalten. Nach Aussage des griechischen Arztes Dioskorides galt die Göttin Artemis (der die Pflanze ihren Gattungsnamen verdankt) als diejenige, die den Frauen während der Geburt Beistand leistet. Das walisische Kräuterbuch The Physicians o'Myddfai aus dem 13. Jahrhundert empfiehlt: »Ist eine Frau außerstande, ihr Kind auf die Welt zu bringen, so binde man Beifuß an ihren linken Oberschenkel. Nach der Geburt wird er sofort entfernt, damit es nicht zu starken Blutungen kommt.« Im 18. Jahrhundert empfahl der spanische Pflanzenheilkundler Diego de Torres das Anbringen eines Beifußpflasters unterhalb des Nabels um die Geburt einzuleiten.
Auf der britischen Insel Isle of Man werden Beifußzweige bei der jährlichen Eröffnungssitzung des Parlaments, des sogenannten Court of Tynwald, getragen. Auch in China wird der Beifuß schon seit Jahrtausenden geschätzt. So ist er Hauptbestandteil von moxa, das man zur Moxibustion nutzt, einem Prozeß, bei dem eine zigarrenförmige Rolle aus getrockneten Blättern über bestimmten Akupunkturstellen angezündet wird.
Das verdauungsfördernde und tonisierende Kraut hat eine Vielzahl traditioneller Anwendungen. Da es milder ist als viele andere Artemisia-Arten, kann Beifuß in niedriger Dosis über längere Zeiträume genommen werden, um den Appetit anzuregen oder die Verdauungsfunktionen und die Aufnahme der Nährstoffe zu verbessern. Er ist ein Wurmmittel, steigert die Gallensekretion und gilt als mildes Mittel zur Einleitung der Periode. Der europäischen Auffassung, Beifuß sei auch ein Gebärmutterstimulans, steht die chinesische Praxis entgegen, in der er verordnet wird, um Fehlgeburten zu verhindern und Periodenblutungen zu verringern oder zum Stillstand zu bringen. Beifuß wirkt auch antiseptisch und wurde bereits bei der Behandlung von Malaria angewendet.
Nicht während der Schwangerschaft anwenden.
Quelle: Chevallier, Andrew. 2001, Das große Buch der Heilpflanzen, Dorling Kindersley München, S.66 (Wermut) u. S.173(Beifuß).