Die Nieder-Röder Werzborre

  1. Blutsknopf
  2. Blutskraut
  3. Eisenkraut
  4. Elisabethenstroh
  5. Gelbe Rafohne
  6. Halsgespinskraut
  7. Halwegaul
  8. Hartehaad (Johanniskraut)
  9. Liebstengel
  10. Osterlasei
  11. Weiße Rafohne
  12. Wermut

Liebstengel - Levisticum officinale - Liebstöckel, "Maggikraut"

Zeichnung Liebstöckel Liebstöckel aus Kräuterbuch

Den „Liebstengel“ findet man in fast jedem alten Nieder-Röder Garten. Tatsächlich ist er eine so alte Gewürzpflanze, dass keiner sich recht erinnern kann, woher er stammt. Dass er außer als Würze in der Suppe auch zu Heilzwecken zu gebrauchen ist, ging mit der Zeit in Vergessenheit. Seine genügsame und ergiebige Art hat ihn in vielen Gärten gerettet und dass man ihn eben als Gewürz verwenden kann.

Liebstöckel

Die Älteren erinnern sich daran, dass man die hohlen Stengel als Strohhalm benutzte. Anscheinend aber besonders dann, wenn man krank war. Was dadurch getrunken wurde weiß ich leider nicht, vielleicht eine nahrhafte klare Brühe? Der Stengel ist jedenfalls bis heute das Wesentliche für die Werzborre. Weder Blätter noch Blüten sind nötig, wichtig ist, dass ein Stück hohler Stengel dabei ist (und sei er auch schon verdorrt).

Liebstöckel-Blüte

Da der Liebstöckel jedes Jahr wiederkommt, könnten wohl einige der Pflanzen, die in den alten Gärten stehen, schon Hunderte von Jahren alt sein. Aber das merkt man ihnen nicht an. Außerhalb des Gartens findet er sich hierzulande nicht. Irgendwer muss ihn wohl vor langer Zeit mitgebracht haben. Vielleicht die Römer? Ob als Samen oder als Pflanze, wer weiß das schon...

Beschreibung:

Mehrjährige, bis zu 2 m hohe Pflanze mit gezähnten Fiederblättern, grüngelb­lichen Blüten und winzigen, ovalen Früchten.

Verbreitung & Anbau:

Heimisch in Süd­europa und Südwestasien, wächst an sonnigen Berghängen. Die Blätter werden im Frühjahr oder Frühsommer, die Früchte im Spätsommer, die Wurzel im Herbst geerntet.

Verwendete Teile:

Wurzel, Früchte, Blätter.

Inhaltsstoffe:

Ätherisches Öl (etwa 70% Phthalide), Cumarine (darunter Bergapten, Psoralen und Umbelliferon), Alkin, Pflanzensäu­ren, Sterole, Harze und Gummi. Die Phthalide wirken beruhigend und entkrampfend.

Geschichte & Brauchtum:

K'Eogh, der irische Pflanzenheilkundler, schrieb 1735, daß Liebstöckel »Blähungen vertreibt. .. der Verdauung hilft, Harnlassen und Menstruation veranlaßt, die Sicht klärt und Pickel, Sommersprossen und Rötungen aus dem Gesicht entfernt«.

Medizinische Wirkung & Anwendung:

Liebstöckel wirkt im Verdauungstrakt und in den Atemwegen wärmend und ionisierend. Es hilft bei Verdauungsstörungen, Appetitlosigkeit, Blähungen, Koliken und Bronchitis. Wegen der harntreibenden und antimikrobiellen Eigenschaften nimmt man es regelmäßig bei Harnwegserkrankungen. Liebstöckel leitet die Menstruation ein und hilft bei Periodenschmerz. Seine anregende Wirkung hilft bei schwachem Blutdruck.

Verwandte Arten:

Das chinesische Chuan xiong (Ligusticum ivallichii) wird bei Periodenschmerzen angewendet und um ausbleibende Periodenblutungen einzuleiten. Gao ben (Ligusti­cum sinense) hilft ebenfalls bei Schmerzen.

Warnung:

Nicht während der Schwangerschaft und bei Nierenkrankheiten anwenden.

Quelle: Chevallier, Andrew. 2001, Das große Buch der Heilpflanzen, Dorling Kindersley München, S.227

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