Es gibt lokal mindestens drei verschiedene Arten von Königskerzen. Anscheinend bilden Sie auch Hybride untereinander. Es ist also nicht ganz einfach, die richtige Königskerze zu finden. Traditionell wird in Nieder-Roden die schwarze Königskerze (Verbascum nigrum) gesammelt, deren Blätter oberseits nicht behaart sind. Sie wird vielleicht so genannt, weil ihr abgeblühter Fruchtstand noch lange stehen bleibt, dann aber dunkelbraun bis schwarz aussieht. Im Vergleich mit ihren hell-wolligen behaarten Nachbararten erscheinen ihre Blätter eher dunkel (auch: dunkle Königskerze). Angeblich wurde der Fruchtstand früher mit Teer oder Pech bestrichen und dann angezündet wie eine Fackel benutzt (“Kerze”). Danach war er sicher schwarz. Sammeln Sie am besten Pflanzen, die gut zur Größe des Werzborre passen. Sie sind so etwa wie das Aushängeschild eines schönen Straußes. Leider sind die Königskerzen mitunter bis zum 15. August schon zum großen Teil verblüht.
Woher der heimische Name “halber Gaul” stammt ist unklar. Vielleicht bezieht er sich auf die Größe der Pflanze. Verbascum thapsus, die ebenfalls hier vorkommende Kleinblütige Königskerze ist deutlich größer als der Halbegaul (bis zu 2m hoch). Vielleicht war das ja der "Ganze Gaul"!?
Auch die vielen anderen volkstümlichen Namen geben leider keinen Hinweis:
Donnerkerze · Fackelkraut · Frauenkerze · Goldblume · Hammelschwanz · Himmelbrand · Johanniskerze · Marienkerze · Unholdenkerze · Wetterkerze
(nach http://www.heilfastenkur.de)
Die unten als Heilpflanze beschriebene "Kleinblütige Königskerze" ist eine nahe Verwandte.
Zweijährige, bis zu 2 m hohe, aufrechte Pflanze mit leicht behaarten graugrünen, lanzettlich-ovalen Blättern und leuchtendgelben Blütenähren.
Heimisch in Europa, West-, Mittel- und Ostasien; vielerorts in gemäßigten Klimazonen eingebürgert; wächst auf Ödland und an Wegrainen. Ernte der Blätter und Blüten im Sommer.
Blätter, Blüten.
Schleimstoffe, Flavonoide, Triterpensaponine, ätherisches Öl und Gerbstoffe.
Königskerze war früher als Heil-, aber auch als Zauberpflanze hoch geschätzt. Im 16. Jahrhundert äußerte der Kräuter-arzt John Gerard seine Zweifel an den Zauberkräften: »Einige denken, daß dieses Kraut, am Körper getragen, gegen die Fallsucht hilft . . . welches ein falscher und Aberglaube ist.« Er bestätigte jedoch den Nutzen der Königskerze als Hustenmittel.
Kleinblütige Königskerze hilft bei Husten und Katarrh, insbesondere bei Luftröhrenentzündung und Bronchitis. Ein Aufguß aus Blättern und Blüten vermindert die Bildung von Schleim und stimuliert sein Abhusten. Königskerze läßt sich gut mit anderen auswurffördernden Pflanzen wie Huflattich (Tussilago farfara) und Gartenthymian (Thymus vulgaris) kombinieren. Äußerlich wirkt Königskerze lindernd und fördert die Wundheilung. In Deutschland legt man die Blüten in Olivenöl ein und nutzt das daraus gewonnene fette Öl bei Ohrinfekten und Hämorrhoiden.
Quelle: Chevallier, Andrew. 2001, Das große Buch der Heilpflanzen, Dorling Kindersley München, S.281.