Der Rainfarn ist eines der wenigen Kräuter in der Würzbürde, die für Menschen eine eher gesundheitsschädigende Wirkung haben. Es wirkt allerdings als gutes Mittel gegen Schädlingsbefall und hält so den Würzstrauß frei von Parasiten. Innerlich wirkt es durch seine Giftigkeit auch stark gegen parasitische Würmer („Wurmkraut“), was vermutlich bei mancher kranken Kuh das Problem gewesen sein mag. Die Giftwirkung auf das Nervensystem nahm man da wohl oder übel in Kauf. Das enthaltene Gift Thujon ist übrigens dasselbe, das auch den Wermutschnaps Absinth so gefährlich macht (und auch der ist im Würzstrauß drin und gilt als Heilpflanze).
Die hessische Bezeichnung „Raffoone“ lässt den ursprünglichen Sinn besser erkennen als die hochdeutsche Bezeichnung „Rainfarn“. Zwar hat die Pflanze stark gefiederte Blätter wie ein Farn, aber ursprünglich war wohl gemeint, dass die Pflanze wie eine gelbe Fahne am Feldrand (am Rain) leuchtend aufgepflanzt stand, so wie auch ihre Schwester in der Würzborre, die „Weiße Rainfahne“. Sie sollte daher eher Raa-Fohne geschrieben werden. Ich habe mich als Kompromiss für Rafohne entschieden.
Mehrjährige, stark aromatische, bis zu l m hohe Pflanze mit doppelt gefiederten Blättern und flachen gelben Blütenköpfen in Doldenrispen.
Heimisch in Europa und Teilen Asiens, eingebürgert in Nordamerika, wächst auf Ödland, an Wegrändern und in Wassernähe. Die Blütensprosse werden zu Beginn der Blütezeit geerntet.
Blütensprosse
Ätherisches Öl mit beträchtlichen Mengen an Thujon und Kampfer, ferner Sesquiterpenlactone, Flavonoide und Harz. Das isolierte ätherische Öl wirkt stark menstruationsanregend. Thujon ist ein starkes Nervengift.
In den heute noch existierenden Texten der Antike wird Rainfarn nicht erwähnt, häufig jedoch in mittelalterlichen Kräuterbüchern. Besonders Hildegard von Bingen (12. Jahrundert) fuhrt ihn als Arzneipflanze auf, und seit dieser Zeit ist er auch als Wurmmittel gebräuchlich. In England verzehrte man in der Fastenzeit »Wurmkraut-Pudding«.
Wegen seiner Giftigkeit wird Rainfarn heute wenig verwendet. Wenn überhaupt, wird er zum Entwurmen eingesetzt, in geringerem Maße zum Einleiten der Menstruation. Rainfarn tötet äußerlich Krätze, Flöhe und Läuse ab, doch besteht selbst beim Auftragen auf die Haut Vergiftungsgefahr, da die Monoterpene leicht resorbiert werden.
Nur unter ärztlicher Aufsicht und nicht in der Schwangerschaft anwenden. Wegen des Gehalts an giftigem Thujon wird die innere und äußere Anwendung nicht mehr empfohlen. Die ganze Pflanze und das isolierte ätherische Öl unterliegen in einigen Ländern gesetzlichen Bestimmungen.
Quelle: Chevallier, Andrew. 2001, Das große Buch der Heilpflanzen, Dorling Kindersley München, S.274.
Die offizielle (negative) Bewertung der Pflanzenwirkungen finden Sie hier.